Fanfic: Berührungen ½ [Teil 2]

Über ihr gebeugt fand sie Ranma wieder. Sein Gesicht war ganz nah an ihrem, sodass sie zuerst gar nicht merkte, dass er ziemlich seltsame Kleidung trug. "... Und nur durch einen Kuss kann er seine geliebte Julia retten" hörte sie eine unbekannte Stimme aus undefinierbarer Entfernung sagen. Moment mal... Julia? "Dann hat Ranma also diese seltsamen Klamotten an, weil er der Romeo ist. Das hatten wir doch schon mal."



Ranma schaute sie sehnsüchtig an. Er lächelte nicht. Sein Blick war unsicher und hilfesuchend. Hilfe von ihr und niemandem sonst, als sie sich auf einmal selbst sagen hörte: "Kannst du es nicht einfach tun?"



Seine Augen weiteten sich und sie meinte ein leichtes Schimmern darin gesehen zu haben, das fast wie Tränen aussah. Langsam lehnte er sich noch tiefer zu ihr hinunter und ließ seine Lider sinken. Ihre Lippen kamen sich näher, sie spürte bereits seinen tiefen, schnellen Atem, nahm diesen Duft war, der ihn so auszeichnete. Aber plötzlich richtete er sich wieder halb auf und schaute sie noch ernster als vorher an.



"Akane" setzte er ruhig an. "Wirst du es diesmal ohne Klebeband tun? Wirst du bereit sein, dass unsere Lippen sich berühren und wir uns damit ein Versprechen geben, das nie jemand durchbrechen darf?"



"Wa-was für ein Versprechen?" stotterte sie in Verwunderung.



Zärtlich strich er ihr mit der Kuppe seines Zeigefingers über die Lippen. Wieder schenkte er ihr sein einzigartiges Ranma Lächeln und flüsterte: "Auf das diesen süßen Mund nie ein anderer kosten darf, genauso wenig wie den meinen." Er nahm seine Hand von ihr weg und führte sie zu seinen eigenen Lippen, um der Fingerspitze, die eben noch Akane liebkoste einen leichten, sanften Kuss zu geben. Sie errötete und führte instinktiv ihre Hand and ihren Mund. Sie wollte dieses Gefühl festhalten, es einfangen.



Ranma zückte eine kleine wunderschöne Blume und legte sie vorsichtig auf Akanes Brust, direkt über ihrem Herzen als er fortsetzte: "Ein Versprechen, dass wir uns immer lie..."



Lautes Gelächter fiel ihm ins Wort. "Oooh sie küssen sich echt?"



-"Diesen perversen Zwitter?"



-"Was will er denn von diesem flachen Brett?"



Die Stimmen überschnitten sich, wurden immer lauter. Der Lärm war kaum zu ertragen. Voller Schmerz streckte sie sich, während sie sich mit beiden Händen die Ohren zuhielt.

Ranma schreckte enttäuscht zurück.



"Du willst mich nicht küssen?" nahm sie zwischen dem aufkommenden Durcheinander wahr.



"Aber das ist es nicht! Es sind nur die vielen Menschen hier. Sie schüchtern mich ein, nehmen mir die Luft zum Atmen."



Er ließ den Kopf sinken und wiederholte leise den Satz, diesmal mehr als Feststellung: "Du willst mich nicht küssen."



Auf einmal löste er sich langsam auf. Sie wollte ihm hinterherlaufen, konnte aber nicht aufstehen. Ihre Beine rührten sich nicht, während die Stimmen der Menschen um sie herum immer lauter wurden und schmerzend an ihren Körper schlugen. Verzweifelt streckte sie ihren Arm nach ihm fischend aus, um ihn aufzuhalten, zu gehen, doch jemand hielt sie fest.



"Aber nein, nein!" rief sie blind dem sich auflösenden Bild Ranmas entgegen. "Versteh mich doch. Es sind die vielen Menschen. Ich will doch. Glaub mir, ich will! Es sind nur die Menschen. Wären sie nicht, dann hätte ich dir schon längst gesagt, dass ich..." ~*~*~*



***



Ranma blieb einige Sekunden regungslos auf seinem Ast sitzen. Was anfing als kleines Winseln, artete bald drastisch aus. Akane schrie im Schlaf, das meiste konnte er jedoch nicht verstehen. Er fiel in eine Starre und Ohnmacht durch die Erkenntnis, dass er ihr nicht aus ihren schier fürchterlichen Alpträumen helfen kann. Er hatte schon mal nachts einfach ihr Zimmer betreten, was sie unglaublich wütend machte. Er zögerte einen Moment etwas zu unternehmen; gebremst durch die Furcht, sie würde ihn nur noch mehr verabscheuen, aber angetrieben durch den Schmerz, den es ihm bereitete, sie so zu sehen. Plötzlich schlug sie wild um sich, fegte dabei ihren Wecker und ein paar Bücher vom Nachttisch. Sie schrie schmerzerfüllt auf als die harten Gegenstände an ihrem zarten Körper abprallten.



"Sie verletzt sich" schoss es Ranma durch den Kopf. "Okay, jetzt habe ich einen Grund einzuschreiten. Vergib mir Akane."



Mit einem Sprung befand er sich in ihrem Zimmer und hopste geschickt vom Schreibtisch, auf dem er zunächst landete, direkt vor ihr Bett. "Was nun?" strengte er seinen Kopf an. "Wie nun?" Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er keine Ahnung hatte, wie er sie wecken sollte, wie er sie am dezentesten wecken sollte. Er Körper war so zierlich und schö... Wieder schüttelte er seinen Kopf. Er durfte sich nicht ablenken lassen. Also ihr Körper war zierlich und er hatte Angst, sie zu verletzen oder ihr Angst zu machen, wenn er sie falsch berühren würde. Zitternd streckte er einen Arm aus und fing ihr linkes Handgelenk auf, kurz bevor es kräftig gegen die Wand geschlagen wäre. "Aber nein... nein", hörte er sie plötzlich gequält winseln. "...Menschen... vielen Menschen!" Sie wurde lauter und ihre Bewegungen noch kräftiger.



Ranma schaute sie einen Augenblick im Schock an, sammelte sich dann aber und rief ein paar mal vorsichtig ihren Namen.



"... glaub mir, ich will... Menschen... Wären sie nicht... ich dir schon längst gesagt, dass ich..." Das letzte schrie sie aus voller Kehle heraus als sie im selben Moment mit weit aufgerissenen Augen im Bett hochschreckte. Ihr Atem war so schnell, dass sie das Gefühl hatte, zu ersticken. Und ihr Mund war trocken, so trocken, dass sie ihr schweres Atmen nur als tiefes, krächzendes Keuchen wahrnahm.



"Ein Traum... nur ein Traum... schon wieder..." sagte sie hektisch zwischen allen paar Atemzügen zu sich selbst. "Ich bin... in meinem Zimmer", stellte sie dann erleichtert fest, als ihre noch müden Augen plötzlich etwas erkannten, was nicht hätte da sein sollen. Sie strengte sich an, etwas zu erkennen, lehnte sich etwas zurück, um die nötige Distanz zu erreichen, als sie plötzlich bemerkte, dass jemand ihr Handgelenk festhielt. Erschrocken ließ sie ihren Blick auf die fremde Hand fallen. "Was...?!"



"Oh ups... hehe... Tut mir leid, hab ganz vergessen loszulassen."



Sie folgte der Stimme und fuhrt erschrocken zurück. "Ranma!"



"Ehm... ja" gab er geistreich zurück. "Weißt du, nicht dass du denkst, dass ich dich bespannern wollte oder so. Ich war im Garten" - Keine Lüge, ich war wirklich gerade im Garten dachte er sich - "als ich dich plötzlich schreien und poltern hörte und da..."



"SCHREIEN?" unterbrach sie ihn entsetzt. "Nichts Bestimmtes, oder? Oder?"



Ranma wunderte sich stark über ihre Reaktion und stutzte einen Moment bis er ihre Frage beantwortete. "Naja... irgendsowas mit vielen Menschen und dann wolltest du irgendjemandem etwas sagen, glaube ich."



Akanes Kiefer klappte nach unten, doch sie brachte nicht einen Ton von sich. Ranma bemerkte nichts besonderes an ihrer Reaktion und setzte fort: "Man Akane, was hast du denn geträumt? Nicht, dass ich mir Sorgen machen würde oder so. So ein Brutalo wie du hat sowas sicher nicht nötig, nur..."



Erst dann bemerkte er Akanes starren Blick. Sie presste ihre Lippen fest aufeinander als sich ihre leeren Augen plötzlich mit etwas wie Furcht füllten.



"Das würde keinen Sinn ergeben", versuchte Ranma sich selbst zu beruhigen als er mehr und mehr von ihr eingeschüchtert wurde. "Sie denkt doch nicht, ich bin ihr in ihrem Zimmer, um ihr etwas anzutun... oder?"



In Akanes Augen blitzte etwas auf bevor sie wieder glasig und starr wurden. "Oh oh... spitze, echt spitze. Jetzt kommt dieses grässliche Machoweib wieder raus!" dachte sich Ranma. Er rechnete damit, dass sie außer sich vor Zorn auf ihn losgehen und nicht nur mit Schimpfwörtern, sondern auch Gegenständen aller Art um sich werfen würde.



"Akane, Akane, hör mir zu!" flehte er eilig als er rückwärts auf den Boden kippte und einen Meter wegkrabbelte. "Es war nicht so, wie du denkst."



Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. Sie sah ihn einfach nur mit undurchschaubarer Miene an. "Es tut mir leid, okay? Bist du jetzt zufrieden? Es tut mir leid!" Er sprach schnell und hastig und versuchte alles zu sagen, damit sie ihn ein wenig verschonen würde.



Plötzlich stand sie langsam und steif von ihrem Bett auf. Sie wandte ihren Blick von ihm ab, verließ das Zimmer, als sei Ranma nie drin gewesen und schloss hinter sich die Tür.





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Ende des zweiten Kapitels. Und es schreitet immer noch sehr lahm voran. Irgendwie habe ich wohl den Faden verloren, denn ich wollte eigentlich auf etwas ganz anderes hinaus. ^^;; Vielleicht sollte ich besser mit Konzept arbeiten?

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