Fanfic: Der dritte König- 1. Kapitel

als nur der Schatten der Nacht, der sich über den Horizont geschoben hatte, denn selbst die Sterne waren nur als dumpf leuchtende Punkte hinter einem schwarzen Schleier zu erkennen. Und kalt war es hier auch. Die See war ruhig, doch bald würde sie sich in ein tobendes und schäumendes Etwas verwandeln, was Glenn samt seiner Mannschaft in den Tod reißen würde. Glenn wusste es von dem Augenblick an, als der schneidende Wind abgeflaut war und sich nun gar nichts mehr rührte, nur das stetige Knarren und wanken des Schiffes, das über die seichten Wogen glitt, verriet, dass Bewegung im Spiel war.

>>Ich glaube, wir werden noch vor Anbruch des Tages mit schweren Böen zu kämpfen haben!<< Glenn` s Stimme war ruhig und gefasst und auch das Gesicht des bärtigen Seemanns an seiner Seite war hart und die Züge so stark und durchdringend, dass sie wie gemeißelt schienen. Es war Rook, der vielbefahrene Kapitän der sein Schiff normalerweise in jeder misslichen Lage zu steuern wusste, doch Glenn erkannte an dem Zucken seiner dunklen Braue, dass diese Lage nicht normal war.

>>Der Sturm wird ein oder zwei Tage lang toben, höchstens drei. Und dann...<<

>>Und dann?<< hakte Glenn nach und versuchte dabei den großgewachsenen Kerl mit den schulterlangen, dunklen Haaren nicht aufzuschrecken.

Tatsächlich schien dieser eher über diese Frage erstaunt und seine Hände umklammerten das polierte Holz der Reling fester. >>Und dann wird die Goldfluss untergehen!<< Er spuckte aus und ein sarkastisches Lächeln entstand auf seinen rauen Lippen. >>In den tiefen des Meeres versinken. Mit samt den Schätzen, eurem Reichtum, mein Prinz.<<

>>Gibt es eine Möglichkeit dem Sturm auszuweichen?<< fragte er und sein Gesicht ruhte auf den Wellen.

Der Riese schüttelte benommen den Kopf. >>Keine Möglichkeit! Er hat bereits begonnen! Binnen wenigen Minuten wird hier die reinste Hölle los sein, nein, schlimmer noch...<<

>>Rook.<< Ihre blicke trafen sich und Erstaunen begegnete ernst. Eine Hand legte sich auf eine breite Schulter. >>Du wirst es schaffen. Nicht umsonst nennt man dich den Seeteufel.<<

Der braungebrannte, von Sonne und Wind gegerbte Riese schüttelte abermals den Kopf. >>Nein, Herr! Rettet Euch, aber verharrt nicht auf meinen Planken! Sie sind zum bersten bestimmt. Der Mond macht mich sehend und der Wind fleht nach mir und...<< Er räusperte sich. >>Und ich bin doppelt so alt wie Ihr. Vertraut mir nicht, denn meine Zeit ist gekommen. Ich sehe den Schatten, Glenn, ich sehe Euch, doch meine Augen sind fest auf den Schatten gerichtet und meine Arme erschlaffen... Ich bitte Euch, Herr, mein Prinz, steigt in das Rettungsboot! Verlasst das Schiff noch in dieser Stunde!<<

Lange Zeit herrschte Stille zwischen den erhitzten Gemütern, doch dann erhob Glenn das Wort und er war ruhig und so bestimmt, dass nicht einmal Rook mehr die Kraft hatte etwas dagegen zu sagen. >>Nein.<< Glenn spürte, wie Rook` s Herz schneller zu Schlagen begann. Eine Probe, dachte er, er prüft mein Vertrauen. Einige Zeit war aus seinem Gesicht alle Farben verloren, doch dann kehrte wieder steinernes Leben ein, unerbittlich und unausweichlich.

Sein Stimme ertönte schallend und brachte die Matrosen und Angehörigen der Leibwache zum erschaudern. >>Setzt die Segel, ein Sturm!<<

>>Was haben Ihr vor, Kapitän?<< fragte der Admiral, seine Augen misstrauisch zu zwei Schlitzen zusammengekniffen, die Arme hinter dem Rücken verschränkt. >>Und habt Ihr dafür die Anweisungen des Prinzen?<<

>>Gewiss, Admiral. Wir werden versuchen auf das Auge des Sturmes zuzuhalten, noch bevor dieser richtig losbricht!<<

>>Was sagt Ihr dazu, Herr?<<

Glenn gab sich gelassen und lehnte sich gegen das Holz des Mastes. Ein Lächeln umspielte seinen Mund und seine Augen waren in Schatten gehüllt. >>Es ist seine Entscheidung. Er ist der Kapitän.<<

Jetzt lächelte auch der Admiral, doch sein Lächeln war spöttisch und arrogant. >>Nun gut. Aber... Ich würde euch gerne noch etwas zeigen, mein Prinz. Ihr werdet merken, dass unsere Ladung mehr ist, als nur Gold, Perlen und Silber.<<

>>Ja, zeigt es ihm nur, Admiral, wenn Ihr glaubt ihn somit für euch gewinnen zu können! Und außerdem wird sein Vater, König Meridian da nicht so begeistert sein!<< sagte Rook trotzig und verschränkte die Arme über der breiten Brust.

Der Admiral legte seine Hand auf Glenns Schulter und während er den Jungen auf die Luke zum Laderaum führte, warf er Rook einen eiskalten, tötenden Blick zu.



Als die Sonne in einer Kaskade aus gleißendem Licht aus den von schroffem Felsgestein beherrschten Hügeln und Bergen hervortrat trat, die blanken Rüstungen und Kettenhemden der Ritter im kühlen Morgengrau zu schimmern begannen, streifte sich Lord Balforth die weiße Kutte mit den schattigen Umrissen und Begebenheiten eines Drachenkörpers über, legte sich den breiten, ledernen Gürtel um die Hüften und schob das soeben erst geschliffene Schwert in seine mit Eisen verzierte Scheide. Prüfend beobachtete sein bärtiges Gesicht das langsam reger werdende Treiben auf dem Haut. Seine Haare waren bereits grau, doch in seinem Arm steckte noch genug Kraft um den Anderen sein Geschick mit der schlanken Waffe zu beweisen. Solange er noch hier in der Dunkelheit des mit Heu ausgelegten Verschlags der Waffenkammer wartete, konnte er sich über die Leute amüsieren. Das helle Klingen von Schwertern lag in der erfrischenden Morgenluft und in lange Röcke gekleidete Frauen beeilten sich, um noch rechtzeitig am Markt zu sein, bevor es wieder tobend voll wurde.

In der Ferne, hinter dem kargen Übungsplatz, konnte er die Silhouette der Stattmauer sehen, wie sie sich dunkel vor dem pulsierenden Sonnenlicht erhob, das von langsam verblassenden Nebelschleiern der Nacht überzogen war. Trotz der Tatsache, dass der Himmel bewölkt war, versprach dieser Sonnenaufgang einen schönen und sonnigen Tag ohne Regen und so würden wenigstens Heute seine Sachen trocken und seine Laune etwas gehoben sein.

Mit ruhigen, schlendernden Schritten begab er sich auf den Übungsplatz, eine graue Sandfläche, auf der hier und da Übungsgeräte aufgestellt waren, gegen welche die anderen Ritter zu bestehen hatten. Umrundet war das ganze von einem Zaun aus hölzernen Balken, der nicht mehr all zu neu erschien, da Spuren von Borkenkäfern und verwitterte Bruchstellen fast an jedem Pfahl zu finden wahren.

Kaum war er einige Minuten mit über dem Rücken verschränkten Armen gegangen, als er einen dunkelhaarigen Mann in Gewändern aus blauem Leder nicht einmal zwanzig Schritte vor ihm entdeckte, der gerade verzweifelt versuchte mit einer der in Säcke gewandeten Trainingspuppen fertig zuwerden. Wie, als würde er eine Streitaxt schwingen, drosch er auf den hölzernen Körpern und säbelte immer mehr Holzspäne von dem Gestell ab, dass die Puppe trug.

Balforth schüttelte lächelnd den Kopf. Wahrscheinlich hatte der Mann noch nie in seinem Leben ein Schwert in den Händen gehalten, sondern war immer mit dem Beil auf der Schulter in den Wald gegangen, um dort seine Fähigkeiten als vermeintlicher Baumfäller zu prüfen.

Umso heftiger lachte er jedoch, als er ihm etwas näher gekommen war und festgestellt hatte, dass er diese groteske Person mit verschwitztem, hochroten Kopf auch noch kannte. >>Lando!<< begrüßte er ihn freudig. >>Was macht der Prinz von Brenó in meinem Tal?<<

Der Mann hob den Kopf und kastanienbraune Augen blickten unsicher, doch dann wandelte sich der Blick in erleichtertes Wiedererkennen. >>Balforth! Ich hatte gar nicht erwartet euch zu so früher Stunde schon anzutreffen.<<

Sie umarmten sich freundschaftlich und der Lord zuckte mit den Achseln und lächelte schelmisch, wobei sich seine Falten und verwitterte Furchen verwandelten. >>Ich will mir doch nicht entgehen lassen, wie mein alter Freund sich mit dieser Puppe abmüht, als wäre es Satan persönlich. Was verlangt von euch mich hier zu besuchen?<<

Lando grinste Schief. Er hatte kurzgeschnittene, dunkelbraune Haare und gutmütige Augen, die einen zu jeder Zeit versuchten ihren Gegenüber zu verstehen. >>Ich bin wegen euch gekommen.<< gestand er. >>Es gibt so einige Dinge in Brenó, die ich mit euch besprechen will. Als ich gestern Abend hier ankam, hat man mir gesagt, ihr schlaft schon längst und so hatte ich gehofft mich bis heute Mittag hier aufhalten zu können.<<

>>Und als ihr heute Morgen aufgewacht seit,<< ergänzte Balforth, >>wolltet ihr euch ein wenig körperlich ertüchtigen.<<

Lando nickte etwas niedergeschlagen. >>Ich bin kein großer Schwertkämpfer. Das überlasse ich meinen Untergebenen. Aber warum ich eigentlich gekommen bin... Es geht um meinen Vater. Aber das würde ich lieber unter vier Augen mit euch besprechen.<<

Wieder nickte der Lord verständnisvoll und legte dem Jungen einen Arm um die Schulter.



Der raue Stein der Zinnen war in der Nacht kalt wie Eis, das Grau war einem geheimnisvollen Schwarz gewichen und an den brüchigen Stellen hatten sich Schatten gelegt, aus denen spindeldürre Arme des Todes ihren weg durch den weiteren Fels furchten, sich schließlich weit verzweigten. Die Tropfen des Regens fielen stetig, wie glasige Schnüre, und ihr Klang hallte auf dem Metall der Maschinerien und Kriegsgerätschaften der Föderation wieder, Schwerter wurden stetig poliert und in den Gesichtern der Menschen breitete sich unbändige Angst aus. Das Heulen des Windes war laut und so drangen nur ab
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