Fanfic: Der dritte König- 1. Kapitel
und zu die Rufe und Gespräche der Soldaten aus dem Wirbeln des Sturmes heraus in die Regungslosigkeit der Nacht. Nässe hing an ihren Gewändern wie Blei und während sich ihre Sorgen bis ins Unermessliche steigerten, flackerten Fahnen, Bäume und Strauchwerk wie lose Blätter im Wind. Die dröhnenden Rufe von Kriechern, riesenhaften Würmern mit Klauen, Hörnern und nadelspitzen in Zweierreihen stehenden Zähnen und einer haarigen Haut wie aus Metall und mit Moos und Pilzen bewachsen, angebunden an Ketten mit dicken, eisernen Ringen, schallten und das Licht der Blitze ließ ihre großen Umrissen wie aus Stein und Schatten aufflammen und dann im bewölkten Nachtdunkel verschwinden. Schnaubend und mit Schaum vor dem Mund stießen und schoben sich die schuppigen Reittiere mit ihren Reitern in dem Gedrängel aus harter Menschlichkeit, brüllten und der Geruch von altem Schweiß hing in der Luft.
Und dann war alles still, der Wind legte sich und nur noch die Tropfen segelten hinab und peitschten die ernsten Gesichter.
Plötzlich erhellten Feuer auf den Schatten der Zinnen der Festen das erregte Szenario und mit einem Mal durchdrang ein schrilles Pfeifen und Surren die Luft, als sich brennende Pfeile durch die Atmosphäre jagten und in waren Hageln auf die Köpfe der Belagerer niedergingen. Erstickte Schreie erhoben sich und weitere Geräusche des Angriffs erklangen, das Aufprallen toter Körper in Schlammpfützen beherrschte nun die Umgebung.
Dan knarrte Holz und die Katapulte der Belagerer kamen in regelmäßigen Abständen zum Einsatz...
Die Burg erbebte unter den Aufschlägen der Felsquader und feiner Staub rieselte aus den Ritzen über Balforth. Er trat ein paar Schritte zurück, um sich von einem vielleicht herunterkrachenden Stein zu bewahren, doch keiner folgte, stattdessen kippte eine der zahlreichen Kerzen um und kullerte über den Tisch, die Flamme erlosch augenblicklich und flüssiges, heißes Wachs fraß sich in das raue Holz der Tischplatte.
>>So ein Pech aber auch!<< stieß der halbverhungerte Kerl auf der anderen Seite des Tisches hervor und eilte mit Gliedern dünn und trocken wie Reisig zu der Stelle des Unfalls. >>Sie würden gut daran tun, Lord Balforth, unserer bescheidenen Wenigkeit<< Er deutete auf sich. >>in sein Zimmer zu verweißen. Ihm ist nämlich etwas ungut zumute...<<
>>Und was wird aus den Belagerern?<< fragte der Angesprochene und lehnte sich gegen die Wand, entfernte sich aber sogleich wieder von hier, als das Rumpeln, wie bei einem Erdbeben, erneut zu vernehmen war, staub rieselte auf den Tisch mit der vergilbten Landkarte. >>Ich würde mich wohler fühlen den Feldwebel an meiner Seite zu haben, solange der General abwesend ist. Wir brauchen einen neuen Plan! Deswegen hat Prinz Lando uns hierher verwiesen!<<
>>Aber, My Lord,<< fauchte Regnel wild gestikulierend. >>Die Föderation bringt den Kriecher zum Einsatz! Wir werden uns nicht mehr lange halten können!<<
>>Deswegen ja!<< unterbrach ihn Balforth in scharfen Ton und machte eine schneidende Geste mit der Hand, die Regnel sofort zur Ruhe brachte. >>Die Vorräte sind fast aufgebraucht, das Wasser lässt unserer Klingen rosten und das Feuerholz ist aus! Regnel, ich verbrenne meine eigenen Stühle!<<
Der Gnom zuckte zusammen und seine Gestalt schien kleiner zu werden, als er sich in den Hemdkragen seiner Uniform verkroch, ein ärmelloses weißes Hemd mit den scharfgeschnittenen umrissen eines roten Drachen darauf und sein übriger Körper steckte in den schimmernden Maschen eines Kettenhemdes. Seine großen Kulleraugen, halb verdeckt von gelben, faltigen Lidern, leuchteten ängstlich auf und die abgefransten langen, spitzen Ohren zuckten nervös. >>Ich glaube nicht, dass ich dafür der richtige bin, My Lord...<<
>>Gewäsch!<< fuhr der große Ritter ihn erneut an. >>Wir können jeden guten Mann gebrauchen! Also, Regnel, was ist dein Plan?<<
Endlich schien sich Regnel zu fügen und kam mit vorsichtigen Schritten auf den kleinen Tisch zu. Er knurrte leicht hin- und hergerissen und seine schwieligen Finger mit den dreckigen klauenähnlichen Fingernägeln tasteten über die Karte, hin und her, immer wieder, draußen tobte der Lärm der Schlacht. >>Ich habe eine Möglichkeit gefunden.<< nestelte er nach einiger Zeit und seine wie Laternen funkelten Augen huschten über die Karte, schienen den auf ihr ruhenden Staub wegfegen zu wollen. Das dünne, graue Haar hing ihm wirr, ungekämmt und lang vom Kahlen Schädel, der nun sichtlich zu arbeiten schien. >>Ganz Bálfur ist von der Föderation belagert, aber... Es gibt noch einen Ausweg!<< Er hob den Finger und machte einen lange Pause, bevor er ihn wieder herunternahm und begann seine Idee vorzutragen. >>Breno hat noch genügend Truppen und ist von den Föderationssoldaten noch nicht entdeckt worden. Das Gebirge in unserem Rücken kann uns, wenn wir es zu nutzen wissen, zur Flucht verhelfen! Ein einzelner Bote könnte sich über die Gebirgspfade fortbewegen, den Hórenfels-Abdün durchwandern und nach Breno gelangen! In höchstens zwei Wochen würde er vor dem König stehen!<<
Etwas rumorte in Balforth` s Kehle, während er, die Hände hinter dem Rücken übereinandergelegt, durch das kleine Ratszimmer auf und ab marschierte. >>Das dauert viel zu lange. Und außerdem ist es zu gefährlich! Einzelne Späher könnten unseren Mann abfangen!<<
>>Dann schickte zwei!<< schlug Regnel vor. >>Und es dauert nur schlimmstenfalls zwei Wochen. Wenn sie die Nacht durchmarschieren, ist der Weg in acht Tagen hinter sich gebracht. Oder gebt ihnen Pferde!<<
>>Nun gut, man kann es ja mal versuchen. Wen schlagt ihr für die Mission vor, Feldwebel?<< Er reckte das kantige Kinn mit dem grauweißen Ziegenbart und seine hellblauen Augen funkelten wie Diamanten.
Der Gnom kehrte sein Gesicht nun von den anderen Kerzen ab und verbarg es in den schattigeren Gefilden des Zimmers, gab dabei grübelnde Laute von sich.
>>Was hast du, Gnom?<< fragte der Lord. >>Du siehst aus als hätte Mann deinen Leib bis zum Äußersten gepeinigt!<<
>>Nun, My Lord,<< begann Regnel zögern und wand das vernarbte Antlitz halb herum, >>ihr kamt gerade der Lösung näher, als ihr wahrscheinlich vermutet hättet.<< Er schüttelte beständig den ergrauten Kopf auf dem viel zu dünnen Hals und jetzt schien er plötzlich doppelt so alt als vor wenigen Minuten. >>Es erfüllt mich mit Pein diesen Namen auszusprechen von dem Manne, den ihr sucht... Lasst es mich vorerst jedoch erklären. Es gibt viele Dinge zwischen Himmel und Erde, die selbst der weiseste Mann nicht zu erklären weiß. Die Kriecher sind das eine, Hexen und Zauberer das Andere. In diesem Fall geht es um keine Hexe, sondern<< Er räusperte sich. >>um einen jungen Hexer. Sein Name ist Rone Lee.<< Ängstliche Augen suchten die des Vorgesetzten.
Dieser zeigte jedoch keine Regung und seine Gesichtszüge blieben stumm und Nachdenklich. >>Hm!<< machte er, die Arme vor der Brust verschränkt. >>Und dieser Lee, ist er das, was ihr gerade behauptet habt, Regnel, und...<< Er zögerte. >>Wie ist er so?<< Neugier hatte Balforth gepackt. Ein Hexer in den eigenen Reihen, das war zwar fast so sonderbar wie diese geschuppten Reittiere oder die Kriecher, brachten aber enorme Vorteile mit sich und solange man ihn nicht bei den eigenen Leuten fürchten musste wäre das die beste Waffe gegen die Föderation. Leise fragte er sich, wie es Regnel geschafft hatte, ihn so lange vor sich geheim zu halten. So ein Hexer fiel doch auf? Oder etwa nicht?
>>Oh...<< Der Gnom wand sich geschmeichelt und seine Mine hatte sich sofort aufgehellt, als sein Herr nicht gleich in wütendes Schnauben übergegangen war.
Die ewig grünen Wälder erschienen frisch und saftig, genährt von den Wassern des kleinen Stroms, der seine Windungen durch das Waldland um ihn herum zog, sich an bemoosten, aus dem Wasser ragenden Steinen brach und in manch stillem Gewässer verharrte. Die dicken Äste der Buchen und Birken wandten sich wie Schlangen hoch über dem Wasser, dunkel und gesund, hellgrüne Blätter reckten sich an den dünnesten Enden der Zweige. Hier, wo der Wald fast direkt in den meergrünen Fluss wuchs, der so klar war, dass man den kiesigen Boden sehen konnte, drang das Licht der Sonne gedämpft und schummrig zwischen den Wipfeln und Stämmen hindurch, spiegelte sich auf der silbrigen Wasseroberfläche. Lichte Farne und Buschwerk spross an den Ufern hervor und umrandeten das aus mittelgroßen, länglich abgerundeten Steinen bestehende Flussufer. Außer den regen Vogelstimmen war nur das leise Plätschern einiger Rinnsäle zu vernehmen, die sich über den starkbewurzelten Boden schlängelten. Junge Laubbäume wuchsen sogar zwischen den glatten, grasgrünen Felsen am Ufer und reckten sich dort in die Höhe. Dort, wo die Bäume etwas dichter standen und das Blätterdach engumschlungen lag, drangen nur gleißende Sonnenstrahlen hindurch und schimmerten wie flüssiges Gold am Boden des großen Laubwaldes.
Eine schwarze Pfote, die glänzte wie Samt, legte sich vorsichtig und riesig auf den von dem Lichtball erwärmten Stein. Die große Moorkatze spürte das weiche Moos unter ihren Klauen und fuhr schnurrend die Krallen aus, scharf wie gewetzte Messerschneiden. Die Augen des Katers leuchteten in einem dunklen Gelb wie zwei Monde, geteilt von einer Strichförmigen, obsidianschwarzen Linse, drückten Mut und Treue aus, Treue zu dem Mann, der gerade hinter ihr aus den Wäldern auf das Bachbett zutrat, gewandet in die