Fanfic: Der dritte König- 1. Kapitel
interessiert. >>Warte einen Augenblick, bevor du mit der Geschichte anfängst. Wie heißt du, Freund, und warum hast du dich nicht gleich als Wesen aus Fleisch und Blut ausgegeben?<<
Der Dunkelelf lächelte und entblößte blitzendweiße Zähne. >>Ich bin Anarion. Als Elf verfügt man über gewissen Zauberkräfte wie Tricks. Ich mache mir oft Spaß daraus, wenn ich jemandes Aufgaben zu erfüllen habe. Wolltest du das Wissen?<<
Lee nickte und warf einen beiläufigen Blick zu Elessar. Sie saß immer noch reglos wie vor wenigen Minuten neben ihm, den großen Kopf auf die schweren Tatzen gelegt und zwinkerte nur, wenn sich Anarion bewegte. Als ob er spüren könnte, dass der Dunkelelf keine besondere Gefahr darstellt, dachte er und wandte sich wieder dem in dunkle Roben gekleidete Elfen zu, wobei er seine Hand auf den Schädel des Tieres legte und es zwischen den Ohren kraulte. >>Und was ist das für eine Aufgabe?<< fragte er gelassen.
>>Es geht um eine Legende, die plötzlich keine mehr ist.<< antwortete er verschwörerisch und brach dann ab. >>Mehr, als ich dir vorhin als Schatten gesagt habe, kann ich dir nicht sagen. Wisse nur eins, Rone Lee,<< Er erhob sich und seine Gestalt verschwand in der Dunkelheit seines langen Mantels. >>die unreinen Wesen, die du gesehen hast, sind Teil dieser Katastrophe. Ich werde jetzt gehen und dich morgenfrüh wieder abholen. Wir haben einen langen Marsch vor uns.<< Mit einem kurzen Nicken verabschiedete er sich und seine dürre Gestalt schien kräftiger zu werden. >>Hüte den Stein!<< Dann trat er langsam aus dem Licht der Flammen und sein grauer Körper schien sich in die Nacht einzuschmiegen, wie eine Schneeflocke im Schnee, die dann ein Teil des ganzen wurde.
Rone starrte, so lange er konnte, versuchte dem Schatten nachzusehen, bis seine Augen zu flimmern begannen und er sie gereizt schließen musste. Was hatte sich dieser schwarze Kerl eigentlich dabei gedacht? Sollte er denn plötzlich zu etwas aufbrechen, wovon er nicht einmal wusste, was es genau war? Ärgerliche Falten bildeten sich auf seiner Stirn. Was war das für eine irrwitzige Gestalt, die nur von ihrer Rätselhaftigkeit übertroffen werden konnte? Hinter dem lockeren Äußeren schien sich eine verschlossene, in sich selbst gekehrte Person zu stecken, eine weiche Schale mit einem harten Kern. Wütend schmiss er eine Hand voll Staub ins Feuer und die Moorkatze schreckte hoch, als die Körnchen knisternd in den Flammen untergingen. Und wohl noch witzig dazu! Wieder fühlte er seine Entscheidung bestätigt und Ruhe und Abgeschiedenheit leben zu können, anstatt von solch bizarren Gestalten wie einem Dunkelelfen zu begegnen. Gab es überhaupt einen besonderen Grund, warum gerade er es sein musste, der eine Aufgabe zu erledigen hatte? Und was hatte er mit Hüte den Stein überhaupt gemeint? Langsam würde es Zeit werden, das Anarion ihm einiges erklärte. Er hatte eindeutig keine Lust sich über das Wohl anderer Sorgen zu machen und so war der Entschluss schnell gefasst. Bald, wenn nicht sogar in wenigen Stunden oder Minuten, würde er das Lager verlassen und in die Berge aufbrechen, wo er sich hinter schroffem Felsgestein verstecken konnte. Dort würde ihn dieser komische Dunkelelf niemals finden! Ein spöttisches Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Oh, ja, man würde ihn niemals finden! Wenn er Glück hatte, würde er vielleicht sogar die alte Blockhütte wiederfinden, in der er letztes Jahr zusammen mit der Moorkatze die Nacht verbracht hatte. >>Elessar!<<, sagte er hart. >>Diese Nacht wird es für uns keinen Schlaf geben! Wir brechen sofort auf!<<
Schnell schüttete er das Feuer mit Sand zu und trat die winzigen noch glimmenden Äste aus. Das Zelt würde er hier lassen, denn er hatte nur vor leichtes Gepäck mit sich zu nehmen, um sich den Anstieg nicht unnötig erschweren zu müssen.
Als alles verstaut war, blickte er sich noch einmal um und betrachtete die Gegend. Nichts schien sich zu rühren. Wieder erschien das spöttische Lächeln auf seinen Lippen, die Hände um die Riemen des Rucksacks gelegt und den Beutel mit dem Runenstein in der Brusttasche seiner waldgrünen Tunika verstaut. Er würde es dem Dunkelelfen zeigen, dass man einen Magier seines Kalibers besser nicht verärgert. Dann brach er mit schnellen Schritten auf, Elessar mit müdem Blick hinterhertrottend. Wie zwei Schatten glitten sie durchs Gebüsch, immer den Hängen im Norden entgegen.
Die Dunkelheit wich einer stetigen Kaskade des Lichts, das tiefe Blaugrau eines kalten Morgens pulsierte über den Hängen, vor die sich hohe Tannen, Fichten und Kiefern geschoben hatten. Die Strahlen der Sonne tasteten sich weiter, versiegt war schließlich auch der silberne Restglanz des Mondes und das Land unterhalb der Hügel wurde in warme Helligkeit getaucht, als Rone Lee den Anstieg begann, hinter ihm trottete der treue Elessar, erschien wie ein dunkler Fleck auf der Netzhaut in den täglichen Lichtern. Sie hatten den ganzen restlichen Abend gebraucht, um aus den ewig grünen Wäldern hervorzukommen und das bewaldete Gelände um sie herum hob sich nun zu hohen Felsquadern und mit struppigem Gras bewachsenen Hügelketten an. Kühle Winde Pfiffen hier in den höher gelegenen Gefilden und Raureif hatte sich zwischen Blätter und Sträucher gelegt. Sie waren gegangen, ohne sich auf ihre Weise zu unterhalten, die Hä