Fanfic: AWG - 30 - Genkidama

Gegenfrage.

„Das musst du mir sagen“, gab Tawamure mit einem väterlichen Lächeln zurück. Die hellen Augenbrauen verdeckten seine Schlitzaugen, aber der freundliche Gesichtsausdruck blieb allgegenwärtig. Tawamure stellte diese Fragen, obwohl er die Antwort bereits kannte – das tadellose Äußere bedeutete Zarbon viel und so viel, dass er seinen eigenen Wunsch nach grenzenloser Macht deswegen zurückstellen würde.

Während der grüne Krieger verbissen nach einer Antwort suchte, ging Tawamure einmal um die runde Säule. Er schien sie in ihrer unumstößlichen Position zu bewundern. „Das hier...“, er tätschelte das monumentale Gebilde, „...ist das Herz des Vulkans. Es ist der immanente Ruhepol dieses steinernen Titan. Es war schon hier, bevor der Planet überhaupt entdeckt worden ist – bevor das erste Lebewesen Fuß oder Huf auf den Boden dort oben gesetzt hatte und es wird noch bestehen, wenn alle Lebewesen schön längst tot sind.“ , Lord Tawamure senkte seinen Blick und Zarbon tat es ihm gleich.

‚Ich wette, die Moral der Geschichte wird mich weiterbringen’, dachte er und lauschte Tawamures Worten – scheinbar andächtig.

„...dann hat jemand beschlossen, dieses Unterirdische Gängelsystem zu graben. Eine sehr clevere Idee, wenn du mich fragst. Wer würde schon ahnen, dass sich unter dem einfachen Vulkankrater all diese Gänge befinden? Ganz richtig, niemand! Oder was würdest du sagen, wenn ich dir erzähle dass sich genau hier das Zentrum allen Lebens befindet?“

Da! Wie gebannt starrte Zarbon den kleinen Mann vor sich an ‚das Zentrum allen Lebens...’ wiederholte er im Geist.

„Keine Panik, so ist es ja gar nicht“

„Nicht?“, ein Hauch von Enttäuschung lag in Zarbons Nachfrage.

„Nein“, Tawamure lachte kurz auf, „Es ist nur das Herz des Vulkans. Nicht mehr und nicht weniger“ Aber das war nur die Halbe Wahrheit – immerhin befand sich Ranjapi nur wenige Meter von ihnen entfernt. Einige relativ zerbrechliche Gesteinwände trennten die beiden von dem wohl wichtigsten Lebewesen im ganzen Universum.

Langsam quoll der Ärger in ihm auf, sein Magen schnürte sich zusammen und er fühlte den unerbittlichen Drang loszuschreien „MACHEN SIE SICH ETWA ÜBER MICH LUSTIG?“ – und dabei hasste Zarbon es, zu schreien. Es sah Zarbon gar nicht ähnlich zu schreien. Aber die Spannung, die er tagelang mit sich herumgetragen hatte musste er abbauen. Seine Fäuste ballten sich und die Fingerkuppen schnitten fast zu tief in die hellen Handflächen.

Tawamure starrte ihn nur unbeirrt an.

Als ihm klar wurde was er gerade getan hatte, senkte er den Kopf „Sie haben mir versprochen, mich stärker zumachen. Dann tun es endlich – und verschonen mich mit ihrem Gefasel!“, den letzten Teil sagte er mit etwas kindlichem Trotz in der Stimme.

Und sein Wort war Tawamure Befehl. Er streckte den rechten Arm aus und winkte damit eine anscheinend unsichtbare Figur heran. In der nächsten Sekunde hörte Zarbon bereits kleine, dicht aufeinanderfolgende Schritte aus einem Schatten näherkommen.



*#*



„Und du kannst wirklich in die Zukunft sehen?“, neugierig stellte sich Chibi Radditz auf die Zehenspitzen um näher an Ranjapis Gesicht zu gelangen. „Ja, es ist wahr – aber die Leute müssen mir dazu meine Hand berühren“ – „Glaub ich nicht“, der kleine Saiyajin verschränkte die Arme und sah den Canassaner aus den Augenwinkeln an. „Es ist aber wahr, Kleiner“ -; dieses Kind war wirklich schwierig, aber um ihn vom Singen abzuhalten, war jedes Mittel erlaubt.

Immer noch kritisch sah Chibi ihn an, „Also dann hängst du deshalb hier fest? – Kannst du auch in meine Zukunft sehen?“

Mit den kleinen schwarzen Augen musterte Ranjapi den Jungen genau. Er legte die blassblauen Hände in den Schoß und atmete tief durch. Es schien eine Ewigkeit zu vergehen, bis er den Kopf hob und kaum merklich nickte. Ihm war klar, was Chibi als nächstes sagen würde.

„Dann mach es! Sieh in meine Zukunft – ich will etwas Wichtiges wissen.“

Er hatte es gewusst. Niemand widerstand der Möglichkeit etwas über bevorstehende Ereignisse zu erfahren. Keine Gelehrten, keine Künstler, keine kleinen Kinder und erst recht keine machthungrigen Diktatoren. Widerwillig streckte er ihm seine Hand entgegen – „Was willst du wissen?“

Der Kleine hätte ihn schlicht alles fragen können. Was einmal aus ihm werden würde? Ob er, wie Tales in einem eigenen Raumschiff durch das Universum fliegen würde? Was aus seinem Welteroberungsplänen werden würde?

„Wann krieg ich endlich was zu essen?“ – Ranjapi sah schlagartig zu dem Kleinen. Nein, das war sein Ernst und der Canassaner entspannte sich augenblicklich. Er hob eine Hand und fuhr damit durch die struppigen Haare des kleinen Saiyajin „In ein paar Stunden, Kleiner... in ein paar Stunden“ Vielleicht hatte er sich ja doch getäuscht und es gab noch Hoffnung auf das Gute in anderen? Vielleicht waren doch nicht alle so schlecht und er konnte seine Fähigkeit in den Dienst des Guten stellen?



„Ranjapi!“, eine dunkle Stimme unterbrach den friedlichen Moment in der Zelle.

„Ich bin hier“

„Wo sonst?“, die männliche Stimme klang amüsiert über die Antwort, „Du solltest dich von deinen Freunden verabschieden“

Chibis Magen schnürte sich zu – „Was soll das heißen?“

„Wir bringen dich in eine andere... Unterkunft“, er brauchte einen Augenblick um den passenden Ausdruck zu finden. „Ich gebe euch eine Minute“. Die Kleinen und Ranjapi hörten, wie der Wächter etwas Metallisches, wahrscheinlich ein Schwert, gegen die kalte Höhlenmauer lehnte.



„Musst du jetzt weg?“, fragte Manxi kleinlaut und malte mit der Schuhspitze kleine Kreise in den Boden.

„Ja“, Ranjapi drehte seinen Kopf und blickte auf den kleinen Neko hinab. Die großen, blauen Augen blinzelten – so naiv und so unschuldig, das hier war kein Platz für ein Kind! „Ich muss jetzt gehen“, er legte seine Hände auf Chibi Radditz Schultern „Pass gut auf deinen kleinen Freund auf, hörst du?“

Jedem anderen hätte Chibi einen Tritt verpasst, aber dieser Ranjapi schien in Ordnung zu sein. Die beiden sahen sich mit festem Blick an „Klaro“, versicherte er und hielt eine Faust mit nach oben ragendem Daumen vor seinen Bauch.

Ranjapi klopfte gegen die Tür „Ich bin soweit“, seine Stimme klang gedämpft und ein wenig traurig.

„Warte!“, es war Manxi, der plötzlich am Saum seines rosa Hemdes zog

„Hier...“, der so winzige Neko, nicht einen Meter groß, hob seine kleinen Patschehändchen und streckte Ranjapi alles entgegen, was er jemals wirklich besessen hatte – seinen Fluffi. „... damit du nicht alleine bist.“

Beinahe gerührt beugte sich die große, blaufarbene Gestalt nach vorne. Er wusste nicht, ob dieser Knirps auch nur annäherungsweise verstand, was hier vor sich ging. Er hätte ihm gerne etwas für dieses Opfer zurückgegeben, er hätte ihn gerne aus diesem dunklen Gefängnis befreit und die düsteren Erinnerungen aus dem unschuldigen Verstand gelöscht – aber er konnte es nicht. Und so tat Ranjapi das einzig angemessene in dieser Situation. Er hob den Teddy aus Manxis Händchen, drückte ihn gegen sein eigenes Herz und sagte eines der Worte, die er nie wieder hatte benutzen wollen „...Danke“



Mit einem hastigen Ruck wurde die Tür aufgezogen und Ranjapi trat aus dieser dunklen Zelle.

Endlich zurück ins Licht und er fühlte sich auch wieder ein wenig mehr wie ein richtig-lebendiges Wesen. So lange Zeit hatte er hier unten verbrach, ohne jemanden zum reden und ohne Hoffnung auf ein baldiges Ende dieses tristen Alltages. Und dann, am letzten Tag seiner Gefangenschaft hatte er beides wie durch ein kleines Wunder wiedergefunden. Zwei kleine Kinder hatten ihn von seinem Selbstmitleid geheilt und ihm neuen Mut und neue Hoffnung gegeben. Er lächelte stumm – nein, er glaubte nicht mehr an das Ende, das hier war der Anfang. Genesis. Und es lag in seiner Hand, was in Zukunft geschehen würde...



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