Fanfic: Lost Dreams (13) - Ist dies das Ende?

Richtung Ausgang. Es schien ohne weitere Probleme ueber die Buehne zu gehen - bis sie in die Naehe von den ersten Beamten gerieten.

"Wo haben sie die denn aufgegabelt?"

Koru schien im allerersten Moment nicht zu realisieren, dass <i>er</i> gemeint war, doch beinah augenblicklich passte er sich seiner Rolle an.

"Sie hatte sich im Bad verkrochen. Ich werde sie raus zu den anderen bringen, die spaeter verhoert werden."

Lara war ueberrascht, wie fremdartig seine Stimme klang, wenn er eine Show abzog. Sie schien eine ganze Oktave abgesackt zu sein, er klang so - <i>alt</i>.

Doch die Beamten schienen den Koeder willenlos zu schlucken, denn ohne weitere Worte machten sie den Weg frei, liessen den vermeindlichen `Polizisten` problemlos mit seinem Anhaengesel, welches sich ueberigens lauthals zur Wehr setzte, damit es auch glaubwuerdig war, passieren. Mit einem schmerzhaften Stoss landete Lara vor der Tuer, wurde weiter ueber den Platz geschoben, vorbei an dem Tuersteher Brad, den gleich drei Beamte umklammern mussten, da er doch eine betraechtliche Groesse an den Tag legte, und einem Haufen anderer Teens, die mit beeindruckenden Ausdruecken um sich warfen und wild um sich schlugen, bemueht abzuhauen. Missmutig schielte Lara ueber ihre Schulter, fixierte Koru, der immernoch seine steinerne Maske trug und keine Regung zeigte, als sie ihm zuzischte, dass er ihr weh tue. Gnadenlos zerrte er sie in Richtung der Polizeiwagen, deren Blaulichter das dunkle Gebiet auf unangenehme Weise aufhellten. Sie begann zu zweifeln. Was sollte das? Er wuerde sie doch jetzt nicht tatsaechlich in so ein stickiges Auto verfrachten?

"Hey, was machst du denn?! Das Motorrad ist in der anderen Richtung!"

Mit normaler Stimme und ein wenig entnervt fluesterte er ihr zu.

"Planaenderung. Das Motorrad ist unerreichbar, solange diese Fatzken davor rumgammeln. Wir muessen zu Fuss abhauen."

"Warum habe ich die bloede Vorahnung, dass mir das nicht gefallen wird?"

"Klappe!"

Ein paar vereinzelte Beamte umringten eine Gruppe von vorlauten Teens und waren zu beschaeftigt, als dass sie Koru und Lara bemerkt haetten, die lautlos an ihnen vorbeiglitten. Mit wenigen leichten Schritten waren sie mit der unendlichen Dunkelheit verschmolzen, die Koru`s zweite Heimat zu sein schien. Nur seine Sonnenbrille, die er erleichtert weggeworfen hatte, zeugte von der Tatsache, dass sich an diesem Fleck ueberhaupt Lebewesen aufgehalten hatten. Den unerwuenschten Verfolger sollte jedoch vorerst keiner von ihnen bemerken.

Ruckartig liess er sie los. Schmollend rieb sie sich das schmerzende Handgelenk.

"Du bist nicht sehr feinfuehlig, weisst du das?"

"Wen stoert`s?" blaffte er sie mit einem Schulterzucken an.

Lara war beleidigt. Wie konnte er sie erst so brutal herumschubsen und sich dann geben, als haette er eine Semmel oder sowas gekauft? Ueberhaupt war er ihr voellig fremd an diesem Abend. Sonst war er doch eher freundlich. Ja, hatte er nicht selbst bestaetigt, was er doch fuer ein sorgenloser, gluecklicher Kerl waere? Sie musterte ihn eindringlich. Er hatte sich aeusserlich nicht veraendert, doch sein Innerstes schien auf einmal einen voellig anderen Charakter zu haben. Einen Charakter, den sie nicht unbedingt naeher kennenlernen wollte. Koru hingegen starrte an ihr vorbei, auf die mitllerweile in gewisser Entfernung liegenden Lichter. Er hatte einen wuetenden Gesichtausdruck und machte den Eindruck als wuerde er der naechsten Person, die ihm in die Quere kam, an die Kehle springen. Sie hatte keine Ahnung, was ihn so fuerchterlich aufregte und sie wollte es auch vorerst nciht wissen. Der Abend war gelaufen und mehr denn je verspuerte Lara den sehnlichen Wunsch, jetzt einfach nach Hause gehen zu koennen. Schulterzuckend wandte sie sich zum Gehen.

"Wo willst du hin?"

Sie blieb stehen, drehte sich aber nicht um.

"Ich geh` nach Hause, wonach sieht`s denn aus?"

Koru eilte an ihr vorbei und versperrte ihr den Weg.

"Geh aus dem Weg, Koru. Die Aktion ist vorbei."

Das dunkle Funkeln in seinen eisigen Augen machte Lara Angst, zum ersten Mal wurde ihr so richtig bewusst, wie gefaehrlich er eigentlich sein konnte, wuerde er es wollen.

"Wir haben noch nicht mal richtig angefangen. Oder glaubst du, irgendsoein Punk wuerde mir eine Hilfe sein? Diese besoffenen Idioten?! Ich war von Anfang an auf einen Bullen aus - und den holen wir uns jetzt."

Sie wich einen Schritt zurueck und zeigte ihm einen Vogel der Sonderklasse. Sie wuerde nicht noch einmal dahingehen, geschweige denn sich <i>freiwillig</i> mit einem Polizisten anlegen. Was wollte er ueberhaupt von dem? Er war doch auf der Suche nach den Dieben des ach so wichtigen Programmes, von dem Lara immernoch nicht wusste, was es eigentlich war. Misstrauisch beaeugte sie ihn, versuchte eine Luecke in seiner Maske zu finden, in der sie hoffentlich eine Antwort zu ihren Fragen fand. Doch nichts dergleichen war zu entdecken. Er wirkte wie eine Puppe - unbeweglich, emotionslos und voellig gleichgueltig. Der einzige Unterschied bestand darin, dass er darauf bestand, sie zureuck zu der Razzia, die noch in vollem Gange war, zu draengen und ihren Job zu Ende zubringen. Doch diesmal wuerde sie nicht mitmachen. Mit einem Augenaufschlag war sie wieder da - die Erinnerung an den ersten Abend, an dem sie beinah <i>erschossen</i> worden waere. Sie war schlau genug zu wissen, dass Koru`s Vorschlaege nicht zwangslaeufig die besten waren. Warum war er so versessen darauf, einen Cop aus der Menge zu fischen? Was wollte er von ihm? Und was hatte das mit ihrem eigentlichen Vorhaben zu tun? Lara atmete einmal tief ein. Sie blickte ihn genauso bestimmt an, wie er sie. Sie legte soviel Haerte in ihre Stimme, wie sie es fuer moeglich hielt und warf ihm die Worte entgegen, die sie schon bei ihrem letzten Zusammentreffen haette aussprechen sollen.

<i>"Nein, Koru."</i>

Mehr ueberrascht als sauer starrte er sie an.

"Was war das gerade?"

"Ich sagte nein, Koru. Ich werde das nicht machen."

Er biss die Zaehne zusammen, ballte seine Haende zu Faeusten. Warum musste sie alles versauen? Er hatte soviel Vertrauen in sie gesetzt, ja er hatte sogar seinen guten Ruf riskiert. Und jetzt kehrte sie ihm den Ruecken. Heisse Wut brodelte in ihm hoch. Tausende Flueche und Bezeichnungen, die in seinen Augen sehr passend waren, lagen auf seiner Zunge, doch keine davon verliessen seinen Mund. Schnaubend atmete er tief ein und aus. Er durfte seine Ruhe jetzt nicht verlieren. Vielleicht konnte er sie ja umstimmen, sie ueberzeugen ihm zu helfen.

"Hoer mal, Lara..." sagte er so freundlich, wie er sich sonst immer gegeben hatte. Er setzte sogar ein nettes Laecheln auf. Doch noch bevor er zu ordentlichen Argumenten ausholen konnte, schnitt Lara ihm das Wort ab.

"Ich will nichts hoeren, Koru. Ich will jetzt nach Hause gehen und du kannst mich nicht davon abhalten."

Sie startete an ihm vorbei, doch er ergriff ihren Arm.

"Doch, du hoerst mir jetzt zu! Ich kann da nicht hingehen, weil die wissen, wer ich bin, verstanden? Was faellt dir eigentlich ein, mich so im Regen stehenzulassen? Falls du es nicht mitbekommen hast, habe ich dir deinen Arsch gerettet und das nicht bloss in dieser bekloppten Disco! Du schuldest mir was."

Schmerzhaft drueckte er ihren Arm, seine Finger gruben sich foermlich in ihr Fleisch.

"Koru, du tust mir weh! Mag ja sein, dass du mir in der Disco geholfen hast, aber wegen dir bin ich ja erst dadrin gelandet. Und ueberhaupt hast du mir sonst gar nicht geholfen. Ich schulde dir rein gar nichts! Auuuh, bitte lass los."

Ruckartig liess er ihren Arm los und Lara stolperte ein paar Schritte rueckwaerts, sich die schmerzende Stelle reibend. Haette sie es nicht besser gewusst, haette sie glatt `Wer bist du?` gefragt, denn dieser Koru war nicht der, den sie kannte oder geglaubt hatte zu kennen. Dieser Koru machte ihr Angst und liess den Wunsch in ihr laut werden, davonzulaufen. Sie ueberlegte, wann sie ihn so erlebt hatte. Eigentlich seit sie ihn kannte, wusste sie von dieser Seite an ihm, sei es, wie er sie im ersten Moment angeschrien hatte, als sie in ihn hineingerannt war auch wenn er sie fuer jemand anderen gehalten hatte, oder wie er ausgerastet war, als er Trunks getroffen hatte, oder wie er mit seinem Vater sprach, oder aber eines der juengsten Ereignisse, all die Zeit, die sie in dieser Discothek verbracht hatten. Er schien wie zwei Personen in einer zu sein, doch sie war sich sicher, dass eine der beiden eine Maske sein musste. Was Lara nicht wissen wollte war, welches seiner beiden Gesichter sein wahres war. Sie wich noch ein paar weitere Schritte zurueck. Einige Sekunden waren verstrichen, seit Koru sie losgelassen hatte, doch erst jetzt schien er seine Stimme wiedergefunden zu haben.

"Weisst du was? Ich habe gedacht, du waerst anders. Ich dachte, du waerst was besonderes, nicht wie all die anderen Zicken, die man rumrennen sieht. Tja, so kann man sich taeuschen. Ich dachte, du wuerdest Freundschaft erkennen, wenn man sie dir anbietet. Ich dachte, du wuerdest dich wenigstens erkenntlich zeigen, wenn ich dir mit diesem Job helfe, aber nein... Du meinst, es waere nur ein Spiel, das dann vorbei ist, wenn es dir gerade zu viel wird. Ich will dir mal was sagen, Kleine, du hast <i>keine Ahnung</i> worum es in diesem Spiel geht!"

Er hatte zwei Schritte auf sie zugemacht, bruellte sie fast an, waere er nicht zusehr darauf bedacht, dass sie durchaus noch in Hoerweite der letzten Wagen waren, wenn sie nur laut genug schrien. Wuetend schnaubte Koru ein und aus.
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