Fanfic: - Die legendären Krieger von Rohan 4

Chapter: - Die legendären Krieger von Rohan 4

Stille herrschten auf die vom schmelzenden Schnee nassen Straßen, dunkel gefärbt und von dem verrotteten, mit Wasser vollgesogenem Holz der Balken, die einige der Häuser - jetzt fast ausschließlich Ruinen - stützte. Die Dächer glänzten wie frisch lackiert und an vielen Stellen zeigten sich Löcher und Bruchstellen, dort wo die Geschütze der Angreifer getroffen hatten. Verkohlte Bauteile lagen in zertrümmerten Schuppen und geschwärzte Pfeile steckten in den verbrannten Überresten von Strohdächern, in der Luft hing ein beißender Schwefelgeruch, Nebelschwaden hingen dicht über dem Boden und waren wie eine einzige große, weiße Wand, die alles durchdringen konnte, Mauern, Türen, Wände, Stahl und Fleisch. Gestalten bewegten sich dort als Schatten in unterschiedlicher Größe, enggekauert in ihre weiten Mäntel, die bis zum Boden reichten.

Thronn bewegte sich schneller. Er hatte das ungute Gefühl, dass sie Melwiora’ s Schergen näher waren, als sonst, allein der bloße Gedanke an die drei schwarzen Reiter ließ ihn erschaudern. Und er fragte sich, nach was sie hier eigentlich suchten? Die Stadt war doch zerstört, die Tieflanddämonen schlichen hier zu Hunderten herum und ihre Klauen waren scharf und Bogen und Schwert konnten sie nicht ewig aufhalten. Erinnerungen an den Tag, an dem er den Seraphim losgeschickt hatte, kamen ihm, und er war betrübt, da er seine Kraft, seine Magie, für nichts, außer einem kleinen fliegenden Teufel das Leben geschenkt zu haben, entblößt hatte. Nun wusste Riagoth mit Sicherheit, wo er sich befand und er hoffte, dass ihr wenigstens der blutrote Seraphim nicht in die Arme fliegen würde. Geheimnisse der Macht würden offenbart werden, Geheimnisse, die er lieber für sich behalten würde.

Die Gasse, in die sie jetzt einbogen, war enger und lag völlig im Schatten, sodass sie einige Zeit gar nicht gesehen werden konnten, nur ihre Augen und Schwerter glommen ab und zu auf, als sich fernes, silbriges Mondlicht in jenen und darauf spiegelte. Ihre Blicke glitten hin und her, suchten die Gegend systematisch ab und verbargen ihre Waffen kampfbereit unter ihren Mänteln. Auf ihren Gesichtern lag Entschlossenheit, aber auch die Schweißperlen der Angst glänzten darauf und mischten sich mit dem leichten Nieselregen. Alle hatten sie ihre Kapuzen tief in die Stirn gezogen und ihre Haltung war Geduckt, oder Überregend. Dario, der junge Hochländer, ging geduckt, das Schert in der Scheide auf dem Rücken, den bogen bis zum Zerreisen gespannt in seinen Händen und sein Ausdruck war kalt und unnachgiebig, Schatten umspielten seine Augen und so kam nur ein leichtes Blitzen und Funkeln durch. Das mit Bartstoppeln übersäte Antlitz und die dichten Brauen, die kantigen Züge und der schmale Mund, machten aus ihm eine undefinierbare Gestalt, geschaffen aus Schatten, Kraft, Mut und Intelligenz, die trotz ihrer Größe leichtfüßig und mit angespannten Muskeln ging.

Ein großer Schemen hinter ihm war Warrket, der seine bloßen, knochigen Hände an die in Leder eingebundenen Griffe zweier Schwerter legte. Beide waren etwa ein Yard lang und besaßen nur eine Schneide, die dafür aber umso schärfer waren. Der leicht Wind wehte ihm kalt ins Gesicht und sein Säuseln war wie ein Flüstern in seinen Ohren, dass ihm Kunde von den fernsten Begebenheiten seines Landes brachte. Er hatte es vorgezogen seine Magie nicht einzusetzen, denn die Anwendung war einerseits sehr schmerzhaft für ihn, und andererseits würden die Mordgeister sofort über ihn bescheit wissen. Er blinzelte und es war, als ob plötzlich zwei Sterne aufblinken würden, als er seine Augen wieder öffnete. Gedanken pfiffen ihm durch den Kopf, mehr noch, als ein menschliches Gehirn zu fassen im Stande war, es würde zerspringen und all das gesammelte Wissen würde für immer verloren gehen...

Er schüttelte den Kopf. Nein, sie kamen viel zu langsam voran, er durfte sich jetzt nicht mit den Lappalien seines Geistes aufhalten!

Plötzlich spürte er aus dem Augenwinkel, wie sich etwas jenseits der Schatten bewegte, ein leises Schaben wie von Krallen auf Stein und ein Körper, der sich gegen eine Hauswand legte. Sofort erwachte er auf seine Trance und alle Blicke richteten sich auf ihn, als er mit einer schwungvollen Geste plötzlich seine beiden Schwerter zog und ein gleißender Schimmer alles umspülte, dann stürzte er sich, selbst nur ein verwischter Umriss, auf das Wesen, dass sich dort in den Schatten verborgen hatte und seine Klingen sirrten todbringend in der Luft, ließen Holz splittern und verkohltes, verwittertes Mauerwerk bröckeln...

Und dann löste sich auf einmal etwas hochgewachsenes, dunkles aus der Hausecke, sprang mit einem erstickten keuchen auf die Straße. Es trug ein zerschlissenes, rotes Gewand, bestickt mit silbernen Knöpfen und schwang ein Messer in den Finger, dessen schnelles Aufblitzen allein gereicht hätte um einem Mann das Leben zu nehmen. Ein langer, seidiger Haarschopf waberte über eins von Düsternis umspieltes Gesicht, dessen Augen selbst nicht zu erkennen waren. Noch in der gleichen Bewegung vollführte Warrket mit seinen beiden Schwertern einen Kreis und ließ sie auf den Fremden krachen, dessen Dolch zwei, drei mal blitzte, die Luft zischend zerschnitt und Funken sprühten, als sich die beiden Klingen trafen und kreischend auf einander schabten.

Die fremde Gestalt taumelte leicht zurück, hielt aber immer noch dass Messer fest umklammert und wehrte die kräftigen Streiche des Hexers ab. Die anderen kamen gar nicht mehr dazu irgendetwas zu unternehmen, denn der in Rot gekleidete Kerl hatte Thronn eben so schnell zu Fall gebracht, wie ein Riese einen Zwerg. Er tauchte unter den rasendschnellen, wirbelnden Attacken des Magiers durch und versetzte ihm einen Stoß vor die Brust, dann, als Thronn taumelte und seine Angriffe ziellos umherschwirrten, eilte jener ein zweites Mal herbei und rammte seinen Ellenbogen in seine Magengrube. Dieser stöhnte und spürte, wie ihn alle Kraft verließen, als er mit einem plumpen Geräusch auf das nasse Pflaster fiel.

Die Gestalt hingegen gang abermals in Kampfstellung, keuchte, aber trotzdem tänzelte er leicht wie eine Feder über dem Boden, Faust und Dolch angriffslustig erhoben, anscheinend hatte er die anderen noch nicht bemerkt. Dario und Kelt eilten schnell herbei, schlangen ihre starken Arme um den muskulösen Körper des Fremden und hielten ihn ihm Schwitzkasten, während Dario ihn rasch entwaffnete und ihn mit einem Arm, die Hand wie eine Stahlkralle an der Kehle, gegen eine Hauswand drückte und ihm in übertrieben leisen, aber dennoch scharfem Ton fragte: „Wer bist du? Was hast du hier verloren?“ Rone half seinem Verwandten an die Beine, der eher Überrascht als stark verletzt wirkte und groß und dürr dastand, ohne auch nur eine Regung zu machen, die seine Kraftlosigkeit verraten könnte.

Darios Finger schlossen sich fester, während der Rote mit angespannten Muskeln und nacktem Ober und Unterarm versuchte die Hand loszureißen, das weiße Blitzen seiner Zähne war auffällig. „Ich frage dich noch einmal, wer bist du?“, schrie er fast, während er flüsterte, was aber dann doch so laut war, wie etwas erregtes im normalen Tonfall zu sagen.

Der Fremde zögerte noch etwas, ächzte und versuchte dann um Hilfe zu rufen, was ihm aber misslang und brachte schließlich einige schwer verständliche Worte heraus, die im stetigen Rauschen der Sturzbäche unterging; sie mussten sich gerade in der Nähe der Bergkuppen befinden, die nun aber von einer dichten Schicht aus wallendem Nebel umgeben war, aber von hier nicht zu sehen sein musste. „Patrinell...“, flüsterte er stöhnend und sein braungebranntes Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. „Patrinell... Arth..., Ge... General der... der Stadtwache...“ Sein letztes Wort wurde zu einem Schmerzensschrei und Dario ließ los. Patrinell kippte vorn über auf die Straße, hielt sich wacklig auf den Knien, keuchte und prustete, während er nach Luft rang und hielt sich seinen Hals, wo noch immer die roten Fingerabdrücke des Hochländers prangten. Er übergab sich, während ihm die anderen leicht verächtliche Blicke zuwarfen und sich dann zu einem heimlichen Gespräch einige Schritte weiter zurückzogen.

„Was machen wir mit ihm?!“, sagte Dario tatkräftig als Einleitung und verschränkte die Arme über der Brust, als Zeichen, dass er ihn am liebsten sofort töten wollte.

„Wir können es uns nicht leisten einen Schnüffler in unserer Truppe zu haben, Thronn! Folgt meinem Rat und fesselt und knebelt ihn, bis er verhungert! Oder werft ihn den Dämonen zum Fraß vor!“ Das verwitterte Zwergengesicht wies Spuren leichten Hasses auf, das entging Rone nicht, aber er musste sich etwas einfallen lassen, wie er seine Freunde überreden konnte, den General am Leben zu lassen. Irgend etwas in ihm riet ihm, diesen Mann bewahren zu müssen, denn er sollte ihm eines Tages nützlich werden...

„Wir könnten einen...“, versuchte er zu sagen, wurde aber von seinem Onkel unterbrochen. Wir könnten einen weiteren starken arm gut gebrauchen, brachte er den Satz in Gedanken fertig und hätte sich am liebsten vor Scharm zusammengekauert in eine Ecke gesetzt, die Beine angezogen, die Arme darumgelegt und geweint...

„Wir sind keine Barbaren, Herr Zwerg!“, rief Thronn entsetzt und machte eine drohende Geste, wobei seine Augen energisch funkelten und Kelt zuckte regelrecht zusammen vor der plötzlich entfachten Wut des Grenzländer’ s. „Was müsst ihr Untermenschen nur ständig auf alle anderen Völker so sauer und misstrauisch sein? Was seit ihr doch für ein naives Volk!“ Beleidigt wandte sich der Zwerg ab und seine Finger spielten nervös mit der Streitaxt. „He, du da!“, rief er zu Patrinell gewannt und seine Stimme klang immer noch ärgerlich. „Wo kommst du her? Was machst du
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