Fanfic: - Die legendären Krieger von Rohan 5

Chapter: - Die legendären Krieger von Rohan 5

Das kühle Licht des Mondes brach sich in allen Regenbogenfarben in den glitzernden Schnüren des Regens, welche die staubige Erde in ein sumpfähnliches Gebilde verwandelt hatte, und mitten in dieser grotesken Zusammensetzung lag der Geruch von verwesendem Fleisch. Es war die nähe des Todes, die Kajetan spürte, die leise Vorahnung des Grauens, das nach dem Sterben, dem Untergang, lag, und es lief ihn in kalten Schauern den Rücken hinunter als er das größte Verbrechen seines Leben betrachtete. Und es erfüllte ihn mit Schmerz.

Die Lanze ragte wie ein stählerner Stamm aus dem gepeinigten Leib des Drachen, um den herum geborstene Äste und loses Blattwerk lag. Blut mischte sich in kleinen, schlammigen Pfützen mit Schweiß und dem stetig fallenden Himmelswasser. Das prächtige Tier war voller Narben, eitrigen Wunden, die wie die Schlunde der Hölle klafften und aus denen der leicht blau angelaufene Lebenssaft des edlen Tieres in wirren Mustern drang. Die verquollenen, fast leblos erscheinenden Augen des Tieres, gelbe Kristalle, in denen ein schlitzförmiger Abgrund wütete, schwarz wie Pech und durch die sich die Risse schwarzer Äderchen gruben, öffneten sich nur zaghaft und waren schlaff, die schuppenlose Haut der Lider senkte sich nur manchmal und war fahl. In der Luft lag das leise Röcheln des Tieres und zwischen seinen Zähnen, faulige, gelb bis schwarze Stumpen, schwebte rauchiger Schwefel. Es atmete, doch nur noch sehr schwach, und in dem Moment, in dem Kajetan den ängstlichen Gesichtsausdruck in dem fremden Antlitz des Wesens sah, breitete sich in ihm eine mitleidige Leere aus. Er ballte die Hände zu Fäusten, schüttelte mehrere Male den Kopf und versuchte die Tränen zurückzuhalten.

Sie hatten es tatsächlich gewagt, gewagt, den vorerst letzten ihrer Art zu töten!

Unsägliche Wut stieg in Josias auf und er presste verbissen die Zähne aufeinander und in seinem Gesicht entstand eine steile Falte, seine Augen glommen vor Hass und er legte seine schwere Hand auf sein Schwert, betrachtete das Werk des Teufels einige Male, während er tief einatmete und lange Zeit tat er nichts. Doch dann riss er sein Schwert mit einem scharfen, sirrenden Geräusch aus der Scheide, Metall schepperte und hob die Klinge blitzend in die Höhe, stieß einen unerbittlichen Kampfschrei aus, während er all seine Muskeln anspannte. „Bei Rohan, ich werde alle Drachen rächen!“ Die flache Scheibe des Mondes spiegelte sich glatt und makellos auf der breiten Schneide seines Schwertes und sein Ruf gellte noch lange in die Nacht hinaus. Er fühlte, wie sich unsichtbare Augen auf seine hünenhafte Gestalt richteten und ein leichtes Frösteln übermannte ihn. Innerlich jaulte er auf.

Verdammt! Ich bin noch nicht weit genug von der Burg weg!

Er zwang sich wiederwillig seine Waffe wegzustecken und sah sich kurz um, lauschte in die Nacht. Aber außer dem regelmäßigen Schnaufen des Drachen hörte er nichts... oder doch? Wieder blickte er sich um, besah sich den verwüsteten Waldboden und den geschundenen Leib des Drachen und bemerkte dabei einen Mann, der wenige Meter an einem Baum lehnte. Er war schwer verwundet - kaum schlimmer als der Drache - und sein Körper lag zwischen hartem Wurzelwerk und den weichen Blättern. Zweige bedeckten den größten Teil seines Leibes und an einem starken Ats über ihm rann ein dünner Faden von Blut aus einem feuchten Kleiderfetzen.

Mit schnellen Schritten trat der Truppführer zu dem Gefallenen heran und kniete sich dann hin. Entgeistert sah er in das Gesicht des Mannes und er erschrak, als er bemerkte, dass es ein vertrautes Gesicht war. „Twron!“, flüsterte er mit bebender Stimme. „Was...“ Er kam nicht zu Ende, denn Orkin unterbrach ihn, indem er den mit Blut und Schmutz bedeckten Kopf mit schlaksigen Bewegungen zur Seite warf und die verkrusteten Augen in die lästige Nässe des Wolkenbruchs schaute.

„Ein... Blitz...“ Seine Stimme hob sich mit dem zweiten Wort und senkte sich sogleich wieder, als der Schmerz die Grenze des Seins durchschlug, stattdessen schrie er unwirklich schrill und sackte dann nach vorn zusammen. Seinem Mund entflohen seltsame Wort, die Kajetan nicht verstand, Twron sank in die Welt der Schatten über.

„Flugreiter!“, scheuchte der Feldherr ihn auf und schüttelte an Orkin’ s Schulter. Dessen Kopf schien wie der einer Marionette einfach lose zu sein und klappte wieder nach hinten, traf an den feuchten Stamm. „Was ist geschehen?“ Die herrschende Dringlichkeit in seiner Stimme schien von dem fast bewusstlosen erst jetzt registriert worden zu sein und die verquollenen Lider öffneten sich etwas, die Augen waren trübe und die Wangenknochen von blauen Flecken und Kratzspuren übersät.

Wieder kamen diese unverständlichen Laute, und das Gefühl, dass, wenn er nichts aus dem Drachenreiter herausbrachte, die Welt zu Bruch gehen würde. „Gleißendes Licht... in der Helligkeit... und... ein Schemen... Die Dämonen...“ Er brach ab und die Flüssigkeit seines Lebens quoll in einem dicken, Dunkelroten Strom aus seinem Mund. Er starb... Und noch während ihm seine Seele entzogen wurde, wurde seine Liebe zu den geflügelten Geschöpfen laut: „Josias!“ Seine Stimme war plötzlich fest und seine Hand griff stählern und fest und so schnell, dass der Angesprochene es fast gar nicht mitbekommen hätte, an seinen Kragen und zog ihn zu sich herab. „Erlöse... den Drachen! Bitte... Erlöse Kronax!“ Dann sank die Hand plötzlich schlaff herab, löste sich von dem groben, schwarzen Leder seines Schutzes und auch die Muskeln entspannten sich, aber der dämonische Gesichtausdruck blieb, Augen, wie blind, sahen aus dunklen Höhlen heraus und alles Leben wich aus ihm. Fast mit tränen in den Augen drückte Kajetan das schlanke Schwert des Reiters in dessen Hände und legte wie zur Bestätigung seine Eigenen, Groben um die Schlanken. Etwas geschah, was nicht beabsichtigt war. Die Seele wanderte sie Melwiora und den Schatten, der Fluch des Seelenraubes und der Unsterblichkeit wirkte noch immer.

Kajetan erinnerte sich. Seine Finger spürten, was in dem toten Körper vor sich ging, der Entzug war unübersehbar und selbst noch im Tod stand der Junge Qualen aus.

Jeder Tote wird zu einem der ihren...

Das Buch von Timotheus. Er hatte es gelesen und war sich jetzt sicher, was mit den Sterbenden geschah. „Ich werde nicht sterben!“, sagte er plötzlich, hart und kalt, das Gesicht in die Ferne nach Süden Gerichtet, als könne er damit dem dunklen Turm seinen Hass entgegenschreien. „Niemals!“ Er klang seltsam ruhig, und das erschreckte ihn. War er so unbeeindruckt von einem Seelenklau? Hatte es ihm nichts ausgemacht, dass einer gestorben war, den er nicht nur vom Sehen, denn Twron war ein Bote gewesen, der Bote, kannte? Oder wollte er einfach nur Stärke gegenüber der Eisfrau, Sowem Dun, beweisen? Die Dunkle hatte viele Namen und fast in jeder Geschichte tauchte ihr Name auf. Doch was hatte sie zurückgefordert?

Erschrocken fuhr er wieder in die Wirklichkeit zurück, als ihn die schrillen Schreie mehrerer Dämonen vernahm, die sich von den Ebenen her durch Gebüsch und Geäst schlugen. Er wusste, dass sie nah waren, roch ihren teuflischen Gestank. Wie in Gewohnheit legte sich seine Hand auf den Knauf seines Schwertes. Nein, er würde nicht kampflos aufgeben. Er hatte Orkin sein Wort gegeben den Drachen zu erlösen. Aber das konnte nicht geschehen, wenn sich die gierigen Klauen und Mäuler der Feinde in das Fleisch des Wesens bohrten. Nein, er sollte durch einen sauberen Schwertstich ins Herz sterben, ohne Schmerzen.

Breitbeinig stellte er sich vor das rotgeschuppte Wesen und hielt drohend seine Waffe in beiden Händen. Es war dumm und aussichtslos, das erkannte er jetzt, als sich Schweiß zwischen seinen klammen Fingern sammelte und der in Leder eingebundene Griff rutschig und schmierig wurde. Und vielleicht würde er es nicht überleben, oder wenigstens sehr schwer verwundet werden, doch die Genugtuung, einem Freund geholfen zu haben, würde bleiben. Er würde alles tun um nicht in die Fänge der Eisfrau zu gelangen!

Die Akzeptanz des baldigen Todes wuchs in ihm, während der Regen stetig fiel und der Schlamm unter seinen schweren, eisenbeschlagenen Stiefeln saugte und ihn zu sich hinabziehen wollte. Nur schwer würde er seine Klinge zwischen die Feinde führen können, der weiche Boden würde unter ihm wegrutschen, wenn er zu viel Kraft ins einen Schlag legen würde. Es würde ihm also nur wenig Zeit bleiben, um sich nach einem Sturz wieder aufzurappeln. Zu wenig Zeit. Er lächelte und er fühlte sich glücklich. Wenn er starb, dann jetzt und hier, denn jetzt war der Glauben an die Freiheit in ihm gestärkt worden. Riagoth würde sich über jeden ihrer gefallenen Kämpfer aufregen, und er so lange kämpfte, bis ein Körper löchrig, zerstoßen und völlig zerrissen war, würde selbst die Dunkle Frau ihn nicht mehr gebrauchen können...

Wieder erklang dieses bekennende Heulen und Kreischen.

Wandler!

Das Gebüsch vor ihm zerbarst wie Papier, durch das man mit aller Kraft eine Faust geschlagen hatte, und er sah, wie die düstere Wand des Todes auf ihn zuwalzte...



***



Der alte Mann saß still allein im Schatten und seine dürren Finger bewegten sich wie vertrocknetes Laub. Das dämmrige Licht drang durch ein Fenster an der Westseite der Wand, goldenes Feuer der Abendsonne drang hindurch und tauchte den engen Raum in wärmendes Zwielicht. Die Kammer, in der er sich verbarg, war grob gemauert und Staub lag als eine dünne Schicht über allem, färbte die hölzernen Dielen leicht grau, während die Pollen des Frühlings ihren weichen Tanz in den Strahlen aufführten. Draußen rauschte der Wind in den Bäumen, strich wie eine sanfte Hand über Felder und weite, hochgewachsene
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